„Du schuldest Frankie 150 Dollar. Bis morgen Abend will er sein Geld sehen!“ Klingt wie aus einem Mafiafilm? Tatsächlich geht es allerdings heute wieder mal um das Optionstrading, und wir haben „Frankie“ eine Option verkauft, die er nun ausüben will.
„Sag Frankie, er bekommt sein Geld erst nächste Woche wieder. Außerdem nur 100 Dollar. Und auch nur vielleicht. Und du gibst mir jetzt nochmal 20 Dollar dafür.“ — „Okay, klingt gut, bis dann.“
Oha. So läuft das in den Mafiafilmen aber nicht?
Richtig. Beim Optionstrading aber schon. Dort haben wir die Freiheit, das Ausüben einer Put-Option in die Zukunft zu schieben, und uns, abgesehen von der zusätzlichen Zeit, auch noch einen monetären Vorteil zu sichern.
Die Basics
Die Grundlagen des Instruments „Option“ findet ihr hier. Wir betrachten hier speziell das Dasein als „Stillhalter“ bei Put-Optionen — wir verkaufen also Put-Optionen, mit denen andere Leute ihr Aktienportfolio, oder einen eigenen Optionstrade absichern.
Dafür nehmen wir eine Prämie ein, und garantieren den Kauf der zugrundeliegenden Aktie zum Strike-Preis des Puts, sollte die Aktie beim Ablauf der Option unterhalb des Strike-Preises liegen. Der Käufer der Option macht dann zu unserem Nachteil einen Gewinn. Wir nehmen also die Rolle einer Versicherung ein.
„Ich mache einen neuen Deal“
Auch dieser Spruch kennen wir bestens aus der Filmwelt — der Bösewicht bricht die Vereinbarung. In diesem Fall sind wir natürlich nicht der Bösewicht. 😉 Und wir können die Vereinbarung auch nicht einseitig brechen, es sind immer zwei Seiten involviert. Wir können aber neue Bedingungen durchsetzen. Der Handelspartner wechselt dabei, ohne dass wir je erfahren, wer es ist.
Wir betrachten den Fall, dass ein verkaufter Put kurz vor Ablauf „unter Wasser“ ist, also zu unserem Nachteil ausgeübt werden könnte. Was können wir tun?
Rollen
Eine Möglichkeit: Wir kaufen den Put zurück und schließen damit den Trade. Normalerweise würden wir damit einen Verlust verbuchen. Wir können aber auch „rollen“, d.h. der alte Put wird geschlossen, und gleichzeitig ein neuer mit einem späteren Ablaufdatum verkauft.
Dieser neue Put trägt üblicherweise noch einen höheren Zeitwert in sich, so dass wir für das Rollen tatsächlich Geld bekommen. Sinn macht diese Aktion natürlich nur, wenn wir einigermaßen zuversichtlich sind, dass wir beim Ablauf des neuen Puts nicht wieder in derselben Situation sind. Die Aktie sollte dafür oberhalb des Strike-Preises liegen. In diesem Fall können wir mit Gewinn aus dem Trade aussteigen.
Was aber, wenn wir diese Zuversicht nicht haben, wenn z.B. die Aktie einfach weiter fällt?
Rollen mit neuem Strike-Preis
In diesem Fall können wir für den neu verkauften Put einen neuen, niedrigeren Strike-Preis festsetzen. Im Klartext: Anstatt uns zu verpflichten, die 100 Aktien z.B. für je 25$ zu kaufen, würden wir den Kaufpreis auf 24,50$ drücken. Geht das einfach so? Nun, ja, aber natürlich bekommen wir das nicht ganz umsonst.
Und hier kommt ein wichtiger Grundsatz ins Spiel:
Wenn ich rolle, dann nur mit Gewinn. Der neue Put muss mehr Geld einbringen, als es kostet, den alten zurückzukaufen.
Will man den Strike reduzieren, muss man sich dies üblicherweise mit einer etwas längeren Laufzeit erkaufen, d.h. man kann z.B. nicht nur um eine Woche verlängern, sondern muss ein Ablaufdatum ein paar Wochen weiter in der Zukunft wählen.
Auf diese Weise kann man den Strike herunterarbeiten, und den Trade mit etwas Verzögerung abschließen. Das beste daran: Für jedes Mal Rollen nehmen wir Geld ein, und machen am Ende einen Gewinn, selbst wenn die Aktie selbst nicht mitspielen will und während dieser Zeit fällt.
Beispiel: Put-Option auf WW
Ein Beispiel aus der Praxis: Am 28.12.2020 hatte ich einen Put auf WW (ehemals „Weight Watchers“) geschrieben, mit den folgenden Daten: Ablauf 08. Januar, Strike 25,50$. Die implizite Volatilität war sehr saftig, weswegen ich für diesen Put eine Prämie von 94$ einstreichen konnte.
Die Aktie ging daraufhin erst einmal in den Sinkflug, so dass ich den Put kurz vor Ablauf, am 06. Januar 2021 gerollt habe, und zwar nur eine Woche in die Zukunft. Dafür habe ich noch einmal 16$ eingenommen, und gleichzeitig konnte ich den Strike-Preis auf 25$ reduzieren. Am 15. Januar verfiel dieser Put schließlich, so dass der Trade mit einem Gesamtgewinn von 103$ nach Gebühren beendet war. Annualisierter Return dieses Trades (auf 2550$ bezogen): knapp 82%.
Fazit
Ein spannender Mafiafilm wird so zwar nicht daraus, aber eine interessante Tradingstrategie allemal. Ziel ist es, zu vermeiden, dass Frankie sein Geld überhaupt bekommt. Dazu verhandeln wir den Vertrag beim Ablauf jeweils neu, zum unserem Vorteil.
Was aber, wenn die Aktie einen richtig starken Einbruch erleidet, z.B. um 50%? Da müsste Frankie doch noch viel mehr Geld sehen wollen? Wie kommen wir da raus? Das erfahrt ihr in der Fortsetzung. 😉
Keine Anlageberatung. Beachtet bitte meinen Disclaimer.