In diesem Artikel beschreibe ich die erste der beiden Strategien, die ich im Optionshandel anwende: Es handelt sich dabei um eine leichte Abwandlung einer Strategie namens „The Wheel“.
Servus liebe Investoren,
heute gibt es nun endlich einige Details zu der Strategie, mit der ich meine Anfänge im Optionshandel bestreite. Da der Artikel etwas lang geworden ist, gibt es ihn in zwei Teilen. Heute: Die erste meiner beiden Strategien, genannt „The Wheel“.
Grundlagen
Die Grundlagen des Optionshandels habe ich in einem separaten Artikel für euch zusammengefasst. Eine besondere Eigenschaft von Optionen will ich aber noch einmal erwähnen: man kann selbst als privater Investor als „Emittent“ auftreten. Effektiv kann man dadurch Optionen verkaufen („schreiben“), ohne sie vorher kaufen zu müssen. Warum interessiert uns das? Nun, ganz einfach: Der Optionsverkäufer nimmt gewissermaßen die Rolle eines Spielkasinos oder einer Versicherung ein.
Man erhält direkt bei Eröffnung des Optionskontraktes eine Prämie und spricht dem Käufer im Gegenzug eine Garantie aus, ihm die Aktie zu einem bestimmten Preis abzukaufen oder zu verkaufen. Genau wie die Versicherung und das Kasino setzt man darauf (mit gutem Grund), die Prämie nur selten zurückzahlen zu müssen.
Strategie
Das große Ganze
Zunächst einmal etwas Grundlegendes: Das Value Investing bleibt für mich die „big picture“ Investitionsstrategie, d.h. ich betrachte den Optionshandel im Wesentlichen als zusätzliche Cashflowquelle, mit der ich einige Lücken abdecken kann, die mittels Investitionen in Aktien nur schwer zu stopfen sind.
Im Optionshandel selbst fahre ich derzeit ebenfalls zweigleisig: Ich betreibe zum einen die Strategie „The Wheel“ (siehe dazu auch meinen Instagram-Post), zum anderen verkaufe ich „Spreads“. Heute geht es zunächst einmal um unser „Rad“.
The Wheel
Ziel ist es, einen stetigen Fluss von Optionsprämien zu erzeugen. Hierfür sucht man sich zunächst einen Basiswert (mehr dazu unten) aus, mit dem man arbeitet.
Das ideale Schema sieht dann folgendermaßen aus:
1) Put-Option auf Basiswert verkaufen
2) Ende der Laufzeit abwarten
3) Falls die Option wertlos verfällt (d.h. man behält die volle Prämie), zurück zu Schritt 1.
Mit dem Put verkauft man der Gegenseite eine „Versicherung“ gegen einen fallenden Aktienkurs. Mit jedem Put nimmt man eine Prämie ein und kann so selbst bei relativ billigen Basiswerten einige Dutzend Euro pro Monat generieren.
Natürlich gibt es in der Praxis oft Komplikationen, nämlich dann, wenn der Kurs der Aktie unter den Strikepreis der Put-Option sinkt. In diesem Fall würde die Gegenseite die Option ausüben, so dass man 100 Aktien zum Strikepreis kaufen muss.
Bei der normalen Wheel-Strategie lässt man dies geschehen und nimmt die 100 Aktien einfach an. Dann beginnt man mit dem Verkauf von Call-Optionen, d.h. nun findet man einen Käufer, der auf einen steigenden Aktienkurs hofft.
Folgendes Schema wird abgearbeitet:
1) Call-Option auf Basiswert verkaufen
2) Ende der Laufzeit abwarten
3) Falls die Option wertlos verfällt, zurück zu Schritt 1.
Dies wird solange durchgeführt, bis die Aktie zum Ablauf über den Strikepreis der Call-Option steigt. Die Option wird dann durch die Gegenseite ausgeübt, wodurch man die 100 Aktien wieder abgeben muss. Der Zyklus beginnt von vorne, und man startet wieder mit dem Verkauf von Puts.
Zwischendurch kann man übrigens jederzeit aussteigen, indem man die Position schließt. Vorsicht: je nach Stand der Aktie kann das mit einem Gewinn oder Verlust verbunden sein, besonders dann, wenn die Option „in the money“ ist, d.h. eine Ausübung für die Gegenseite profitabel wäre.
The Wheel — Mod
Nun zu meiner Variante: Ich möchte möglichst vermeiden, dass meine Puts ausgeübt werden. Der Grund dafür ist, dass Puts oft etwas teurer gehandelt werden als Calls, da die Furcht vor einem Crash einer Aktie nach unten größer ist als die Hoffnung auf ein Kursfeuerwerk nach oben. Mit Puts lassen sich also in der selben Zeit etwas höhere Prämien realisieren. Daher bleibe ich persönlich lieber auf der Put-Seite des Wheel-Schemas.
Wie geht das? Nun, man achtet auf den Kursverlauf der Aktie, besonders zum Ablauf der Put-Option. Ist der Put in Gefahr, ausgeübt zu werden (der Broker weist einen auch darauf hin), so kann man die Option in die Zukunft „rollen“. Man kauft also den bisherigen Put zurück und verkauft einen neuen.
Ganz wichtig: Hierbei achte ich darauf, die Aktion so durchzuführen, dass ich dafür Geld bekomme. Je nach dem, welche neue Laufzeit man wählt, lässt sich sogar der Strikepreis nach unten anpassen, und trotzdem noch Geld einnehmen. Mit der Laufzeitverlängerung gibt man der Aktie zusätzlich die Chance, den Kursverlust wieder hereinzuholen.
Wahl des Basiswerts
Wie sucht man sich nun eigentlich eine Aktie für diese Strategie aus? Das hängt entscheidend von der Portfoliogröße ab, denn es geht immer um 100 Aktien! Liegt der Strike-Preis einer Put-Option bei 15$, so bekommt man bei Ausübung durch den Käufer 100 Aktien im Wert von ca. 1500$ zugeteilt. Das muss das eigene Konto ertragen können, also haltet euch zurück und startet nicht gleich mit Amazon als Basiswert! Es sei denn, ihr habt das entsprechende Kapital. 😉 (100xAmazon ~ 350.000$)
Ein weiterer Punkt: Die Firma darf nicht bankrott gehen, denn wenn die Aktie auf Null stürzt, wird es kaum möglich sein, den Put zu retten, und ihr verliert Geld in Höhe des 100fachen Strikepreises, ähnlich wie beim Besitz der Aktie selbst.
Aufgrunddessen kann es sinnvoll sein, statt einer Einzelaktie einen ETF auszusuchen, mit dem ihr diese Strategie dann betreibt. Der Preis dafür: ETFs sind oft weniger volatil, daher werden die Optionsprämien entsprechend auch kleiner sein. Wer also imstande ist, die Liquidität eines einzelnen Unternehmens zu beurteilen, um die Strategie dann mit diesem zu betreiben, ist hier im Vorteil.
Fazit
Die oben beschriebene Strategie betreibe ich nun seit ca. 3 Wochen mit realem Geld, davor habe ich sie etwa 2 Monate im Papertrading-Account ausprobiert. Bisher bin ich recht zufrieden — heute habe ich meinen Put zum zweiten Mal gerollt, und insgesamt bisher ca. 100$ eingenommen. Was haltet ihr davon, wenn ich euch auf einer separaten Seite über meine Trades auf dem Laufenden halte?
Lasst mir wie immer gerne Kommentare da!
Bis dahin,
euer Nerd
Beachtet bitte außerdem meinen Disclaimer.
10 Gedanken zu „Meine Strategie im Optionshandel, Teil 1“
hallo daniel,
ich bin hans und neu im geschäft.
ich möchte optionen handeln auf us aktien ähnlich wie du –
wie hast du das dollar-euro problem (umtauschgebühren( gelöst ?
gruss hans
Hallo Hans,
vielen Dank für deine Nachricht und herzlich willkommen „im Geschäft“! Der Umtausch war für mich eigentlich kein Problem: Da ich überwiegend als Stillhalter auftrete, bekomme ich die Prämie bei Eröffnung einer Position in USD gutgeschrieben, d.h. es sammeln sich mit der Zeit mehr und mehr Dollars im Depot an. Erst wenn ich mir diese in Euro wechseln bzw. auszahlen wollte, müsste ich umtauschen.
Ich habe mir eben die Gebühren bei meinem Broker Lynx angesehen – wenn ich recht sehe, fallen dort für 1000$ Umtausch nur 4 Cent Gebühren an. Das größere Problem ist wahrscheinlich der Zeitpunkt des Umtauschs, da sich die Wechselkurse ja mit der Zeit ändern. Ich habe bis jetzt die Dollars einfach behalten, da ich das Portfolio sowieso wachsen lassen will und erst einmal keine Auszahlungen vornehme.
Ein anderer Punkt betrifft noch die Steuern: Hier zählen die Transaktionen jeweils zum tagesaktuellen Kurs in Euro – diese Umrechnung nimmt Lynx aber selbst vor, man kann sich die Daten einfach in der Kontoverwaltung ausgeben lassen.
Ich hoffe, ich konnte deine Frage damit beantworten! Ansonsten wünsche ich dir schon mal einen guten Einstieg in die Welt der Optionen!
Viele Grüße,
Daniel
Ah, ich sehe gerade, dass ich die Mindestkommission übersehen habe, ein Umtausch kostet mindestens 4$ bzw. 4€ in die andere Richtung. Das sollte man sich dann also möglichst für größere „Batzen“ aufheben.
danke für die rasche ausführliche antwort !
hans
Hi,
ich selbst halte vom Wheel nicht sonderlich viel, sondern rolle konsequent vor dem Ausübungstag. Wird eine Aktie vorzeitig angedient, wird sofort verkauft und wiederum ein neuer PUT verkauft, der dann den Verlust aus dem Verkauf ausgleicht. Ist im Prinzip auch nichts anderes als Rollen und mir erst einmal passiert.
Liebe Grüße,
Mathias
Hi Mathias, danke für deinen Kommentar! Ich rolle auch grundsätzlich, inzwischen sogar immer 21 Tage vor Ablauf – das aufgrund einiger Daten, die ich bei Tastytrade gesehen habe. In deren Backtesting ist der Profit pro Tag mit diesem Schema besser (und es gibt weniger Ausreißerevents) als wenn man bis zum Ablauf hält.
Schöne Grüße,
Daniel