Grundlagen zum Optionshandel

Lesedauer 7 Minuten

In diesem Artikel beschreibe ich einige Grundlagen zur Funktionsweise von Optionen. Diese Instrumente sind wesentlich komplexer als Aktien — diese Basics müssen euch daher in Fleisch und Blut übergehen, wenn ihr mit Optionen handeln wollt!

Kauf/Verkauf

Im Gegensatz zu einer Aktie ist eine Option kein Unternehmensteil. Stattdessen stellt eine Option einen Vertrag zwischen zwei Parteien dar, dem Käufer und dem Verkäufer. Der Käufer einer Option erwirbt das Recht, die Option auszuüben (mehr dazu weiter unten), wenn dies für ihn von Vorteil ist.
Im Gegensatz dazu spricht der Verkäufer gegenüber dem Käufer eine Garantie aus. Der Käufer bezahlt dem Verkäufer hierfür zu Beginn der Transaktion einen Kaufpreis, die Optionsprämie.

Aufgrund dieser Besonderheit kann man auch als „kleiner“ Privatinvestor als Optionsverkäufer („Stillhalter“) auftreten, ohne dass man die Option vorher kaufen muss.

Basiswert

Eine Option bezieht sich immer auf einen zugrundeliegenden Basiswert („Underlying“). Das kann bspw. eine Aktie sein, ein ETF, oder auch Aktienindizes oder Rohstoff-Futures. Auf meinem Blog ist, falls nicht anders erwähnt, stets von Aktien- oder ETF-Optionen die Rede.

Achtung: eine Option bezieht sich meist auf 100 Aktien bzw. ETF-Anteile!

Call/Put

Es gibt zweierlei Arten von Optionen: „Call“ und „Put“. Mit dem Call erwirbt der Käufer das Recht auf den Kauf des Basiswerts. Mit dem Put erwirbt der Käufer hingegen das Recht auf den Verkauf des Basiswerts.
Der Verkäufer der Option selbst nimmt in beiden Fällen die andere Seite der Transaktion ein, und garantiert dem Käufer, dass der Basiswert auch „geliefert“ wird.

Eigenschaften

Wozu nun das Ganze? Man kann doch die Aktien auch einfach so kaufen oder verkaufen, ohne vorher einen Vertrag mit irgendwem abzuschließen, oder?
Stimmt — Optionen bieten aber noch ein paar zusätzliche „Features“, die das Konzept überhaupt erst nützlich machen.

Ablauf und Ausübung

Zum Einen sind Optionen immer zeitlich begrenzt — sie sind mit einem Ablaufdatum versehen und verfallen zum Ende dieser Frist, wenn sie nicht ausgeübt werden. Ausgeübt wird in der Regel nur, wenn es sich für den Optionskäufer finanziell lohnt — bei Verfall verliert er sein Investment.

Ein ganz zentraler Punkt beim Optionshandel: Als Optionskäufer arbeitet die Zeit gegen dich! Als Optionsverkäufer hoffst du hingegen darauf, dass die Option zum Ende der Laufzeit einfach wertlos verfällt.

Strike-Preis

Optionen verfügen außerdem über einen Basispreis (Strike-Preis). Dieser bestimmt den Wert der Option ganz zentral.
Grundsätzlich wird eine Call-Option (Recht auf Kauf der Aktie zum Strike-Preis) dann wertvoller, je weiter der Kurs der Aktie über den Strike-Preis der Option steigt, denn dann bekommt der Optionskäufer die Aktie günstiger als zum derzeitigen Marktpreis.
Umgekehrt wird eine Put-Option wertvoller, je weiter der Kurs der Aktie unter den Strike-Preis der Option sinkt. In diesem Fall darf der Besitzer der Option die Aktie teurer verkaufen als zum derzeitigen Marktpreis.

Beispiel: Hans kauft eine Call-Option für die IBM-Aktie (Kurs 26.08.2020 ca. 124$), mit Ablauf im Januar 2021 und Strike-Preis von 130$. Für die Option bezahlt er am 26.08.2020 einen Preis von 535$, bzw. 5,35$ pro Aktie. Eine Ausübung der Option im Januar lohnt sich für ihn dann, wenn der Kurs der Aktie dann über 130$ + 5,35$ = 135,35$ liegt.

Preise

Damit haben wir schon ein weiteres wichtiges Thema angeschnitten, nämlich den Preis der Option selbst. Wie oben schon beschrieben, muss der Käufer an den Verkäufer eine Prämie bezahlen.
Diese Prämie lässt sich in zwei Teile zerlegen, den inneren (intrinsischen) und äußeren (extrinsischen) Wert der Option. Der innere Wert bestimmt sich aus der oben beschriebenen Differenz zwischen Aktienkurs und dem Strike-Preis der Option. Der äußere Wert ist hingegen ein Zeitwert, der zum Ende der Laufzeit der Option immer schneller gegen Null geht.

Der Zeitwert spiegelt die Chance wider, dass die Aktie bis zum Ablauf der Option noch in den Gewinnbereich läuft.

Die Preisbildung von Optionen ist sicher deren komplexester Aspekt: Der Preis einer Option hängt vom Kurs der Aktie ab, von deren Volatität, vom Strike-Preis der Option, vom verbleibenden Zeitraum vor Ablauf, sowie vom Leitzins.

Wer tiefer in diese Thematik einsteigen will: Optionspreise werden durch die Black-Scholes-Formel beschrieben. Bei Interesse schreibe ich gerne mal einen Artikel darüber.

Außerdem muss man bei wenig gehandelten (illiquiden) Optionen beachten, dass sich Kauf- und Verkaufspreis teils deutlich unterscheiden.

Somit gibt es einige Stolperfallen, an denen durchaus schon so mancher Profi verzweifelt ist, gegen die man sich aber mit vernünftigem Risiko-Management zuverlässig absichern kann.

„Edge“ — was bringt Optionshandel?

Optionen lassen sich sehr vielfältig einsetzen. Hier möchte ich nur auf zwei Möglichkeiten eingehen, wie man sich durch Kauf/Verkauf von Optionen einen Vorteil („Edge“) verschaffen kann:

Optionskauf

Ist man sich bei einer Aktie sehr sicher, dass sie in z.B. zwei Jahren deutlich höher stehen wird als jetzt, kann man eine Call-Option mit zweijähriger Laufzeit anstelle der Aktie erwerben. Der Vorteil: Je nach Strike-Preis kostet die Call-Option nur einen Bruchteil (z.B. 1/4) dessen, was man für die 100 Aktien bezahlen müsste. Steigt die Aktie tatsächlich wie erwartet, ist die Option tief „in the money“ (also weit unter dem Aktienkurs). Man kann die Option dann ausüben oder sie wieder verkaufen (wegen der Aktienkursänderung ist sie nun wesentlich mehr wert) und hat einen deutlich größeren prozentualen Gewinn eingefahren als durch Kauf und Verkauf der Aktie.

Optionsverkauf

Betätigt man sich als Optionsverkäufer, hat man mehrere Vorteile: Man erhält sofort beim Verkauf die Prämie, die auch dem maximal möglichen Gewinn entspricht, und hofft, dass es sich für die Gegenseite nicht lohnen wird, die Option auszuüben. Die Zeit ist dabei auf der Seite des Verkäufers.

Außerdem ist von Vorteil, dass Optionen häufig „zu teuer“ sind: der Preis wird vom Markt bestimmt und reflektiert die erwartete („implizite“) Volatität der Aktie. Das heißt: Leute kaufen Optionen, um sich gegen einen Kurssturz abzusichern, oder um auf steigende Kurse zu spekulieren.

Meistens ist das tatsächliche Verhalten der Aktien aber weniger spektakulär als befürchtet/erhofft, so dass die eingepreiste Volatität größer ist als die tatsächlich realisierte. Als Optionsverkäufer profitiert man davon, da die eigenen Gewinne sich nach dem Preis der Optionen richten.

Risiken

Das größte Risiko beim Handel mit Optionen ist die Unwissenheit. Hat man die Wirkungsweise von Optionen nicht gedanklich durchdrungen und macht „einfach irgendwas“, kann man buchstäblich auf 100 verschiedene Arten Geld verlieren.

Versteht man das Instrument hingegen, werden die Risiken zumindest kalkulierbar:

Beim Optionskauf besteht immer das Risiko, die für die Option gezahlte Prämie ganz oder teilweise zu verlieren, wenn das „gewünschte“ Ereignis (z.B. Crash oder Anstieg der Aktie) bis zum Ablauf nicht eintritt.

Beim Optionsverkauf (auch bei Kombination mehrerer Optionen zu einer komplexeren Strategie) hofft man hingegen genau darauf, und die Volatilität der zugrundeliegenden Aktie erlaubt eine Abschätzung der Wahrscheinlichkeit, dass ein bestimmter Optionstrade erfolgreich sein wird oder nicht.

Diese Abschätzung kann man sich in der Brokerplattform üblicherweise ansehen, und kann sich dann auf Optionstrades konzentrieren, die z.B. eine mindestens 70%ige Erfolgschance haben. Da die implizite Volatilität häufig zu hoch angesetzt ist, ist die reale Gewinnchance etwas höher als die vom Broker angegebene.

Fazit:

Soviel zu den Grundlagen des Optionshandels. Lasst mich gerne wissen, ob ihr noch eine wichtige Information vermisst, oder welche Themen ihr euch für die Zukunft noch genauer behandelt wünscht. Bis dahin, vielen Dank für eure Aufmerksamkeit!

Bitte beachtet meinen Disclaimer.

4 Gedanken zu „Grundlagen zum Optionshandel

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