Ein kleines bisschen klüger 12/2022

Lesedauer 2 Minuten

Ein kleines bisschen klüger ins Bett gehen, als man aufgestanden ist. Dieses Mal: Über den Druck, zu allem eine Meinung haben zu müssen. Warum Propaganda funktioniert. Und ein Blick auf die Cybersecurity durch die Linse des Investments. Wie immer wünsche ich viel Spaß beim Lesen und Hören!

Artikel

Luke Burgis: Don’t Feed Your Conscience to the Dogs
Einen interessanten Fund gibt es hier bei Luke Burgis: Ende des 19. Jahrhunderts gab es ein päpstliches Dekret, wonach niemand ein untergeordnetes Ordensmitglied zwingen konnte, seine Meinung („sein Gewissen“) zu offenbaren. Dies kontrastiert Burgis mit der heutigen Gepflogenheit, zu allen Themen eine Meinung haben zu müssen – teilweise verbunden mit Risiken für Karriere, Familie, oder schlimmerem.

David Perell: How Philosophers Think
Eng verwandt mit dem vorigen Artikel: David Perell untersucht hier die Denkweise von Philosophen: die Dekonstruktion einer Idee, der unsichtbaren Annahmen, die wir treffen, die Position der Gegenseite. Sein Argument: Der Druck, zu allem eine Meinung zu haben, ermutigt „faules Denken“, eine Positionierung, ohne das Thema wirklich durchdacht zu haben. Auf wessen Seite wir stehen wollen, die soziale Akzeptanz, ist es dann, die die Meinung diktiert.

David Epstein: Why Propaganda Works (The “Illusory Truth Effect”)
Wie und warum funktioniert eigentlich Propaganda? Was ist ein Wahrheits-Sandwich? Und warum schwimmen eigentlich bei jedem Hurrikan Haie über Amerikas Autobahnen? David Epstein geht diesen Fragen im Interview mit Psychologin Lisa Fazio auf den Grund.

Podcasts

Barron’s Streetwise: Cybersecurity Threats – and Profits – Are Ramping Up
Passend zum „Babbage“-Podcast der letzten Woche, gibt es hier eine mehr Investment-bezogene Sicht auf das Thema Cybersecurity. Jack Hough beleuchtet die Hintergründe, und wirft einen Blick auf den Zustand dieser Industrie.


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3 Gedanken zu „Ein kleines bisschen klüger 12/2022

  1. Wie immer danke für die Kuratierung! Die beiden miteinander verknüpften Artikel zum Thema „seine Meinung sagen“ fand ich sehr spannend. Durch das Lesen habe ich es geschafft, einen Gedanken, der mich schon länger beschäftigt, endlich in Worte zu fassen. Wenn ich eine Meinung höre, mit der ich nicht übereinstimme, wäge ich nicht nur ab, ob es sich jetzt „lohnt“ zu widersprechen (reputational utility, expressive utility, intrinsic utility), sondern auch, ob meine eigene, abweichende Meinung zu dem Thema überhaupt „fertig“ genug ist, um ans Tageslicht zu treten. Hält sie Kritik aus? Ist sie dazu durchdacht genug?
    Ich empfinde es als schwer, sich vorzubehalten, (noch) keine (fertige) Meinung zu haben. Aber halte es gleichzeitig für sehr wichtig, dies offen zu kommunizieren. Hat irgendwo auch eine Vorbildfunktion?
    Viele Grüße
    Jenni

    1. Hi Jenni, freut mich, dass du so einen konkreten Nutzen herausziehen konntest! Eigentlich finde ich es auch vorbildlich, die Meinung erst kund zu tun, wenn man sie auch vernünftig rechtfertigen kann. Gerade wenn man schreibt, denke ich, ist es ein Qualitätsmerkmal, wenn man diesen Standard bei sich selbst anlegt (habe ich bestimmt schon oft verletzt…). Aber in der schnellen Interaktion (z.B. Twitter, oder auch bei realen Gespächen) sind wohl oft schnellere Entscheidungen gefragt („stehst du auf meiner Seite oder nicht?“). Da bleibt die ausführliche Arbeit dann eben gerne auf der Strecke. Oder auch, wenn einem das Thema nicht wirklich am Herzen liegt, man aber die Aussage der eigenen Gruppe nachplappert, um die Zugehörigkeit anzuzeigen.
      Danke für die Erwähnung der drei „utilities“, die du bei deinen Abwägungen heranziehst. Die hatte ich so noch nicht gehört. Sag mir gerne Bescheid, falls du eine spontane Referenz parat hast, wo diese gut beschrieben sind – werde inzwischen selber schon mal danach suchen.
      Schöne Grüße,
      Daniel

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