Betrachte jede Aktie aus Sicht eines Unternehmers.

Betrachte jede Aktie aus Sicht eines Unternehmers
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Jede Aktie aus Sicht eines Unternehmers zu betrachten. Diesen zentralen Gedanken des Value Investing stelle ich euch im heutigen Artikel vorstellen. Woher kommt diese Idee?

Aktionäre sind Eigentümer

Ganz grundsätzlich aus der einfachen Tatsache, dass Aktien den Besitz eines Unternehmensanteils verbriefen. Mit dem Erwerb einer Aktie wird man also buchstäblich zu einem der Eigentümer des Unternehmens, das die Aktie herausgegeben hat. Damit verbunden ist auch der Anspruch auf einen Teil des erzielten Gewinns.

Viele Unternehmen geben große Teile ihres Gewinns auch tatsächlich direkt an die Aktionäre heraus, entweder direkt in Form einer Dividende, oder auch etwas indirekter in Form von Aktienrückkäufen, bei denen eine Firma ihre eigenen Aktien teils zurückkauft und vom Markt nimmt. Bei solchen Rückkäufen erhalten Aktionäre keine Auszahlung, jedoch erhöht sich der Besitzanteil, der zu jeder Aktie gehört.

Geht es dem Unternehmen gut und steigen die Gewinne kontinuierlich, so wird sich das auch in den möglichen Auszahlungen an die Aktionäre niederschlagen — und die Aktie wird entsprechend höher bewertet. Hat das Unternehmen hingegen Probleme, fällt die Aktie – im Falle einer Zahlungsunfähigkeit im Extremfall auf Null. In jedem Fall ist das Schicksal der Aktie eng an das Schicksal des Unternehmens geknüpft. Beim Value Investing richten wir das Augenmerk daher immer auf das Unternehmen, das hinter der Aktie steht.

Der innere Wert der Aktie

Ziel ist es, den inneren Wert der Aktie zu bestimmen, und sie dann möglichst zu einem Preis zu erwerben, der deutlich unter diesem inneren Wert liegt. Dieser Ansatz unterscheidet sich deutlich vom Trading, bei dem man versucht, den Kursverlauf der Aktie mit verschiedensten „technischen“ Mitteln zu untersuchen, und daraus eine Vorhersage für die Zukunft abzuleiten.

Im Gegensatz hierzu beschäftigt man sich beim Value Investing mit der Fundamentalanalyse, d.h. man betrachtet die wichtigsten Kennzahlen des Unternehmens (z.B. Gewinnmargen, Kapitalrendite, Schuldenstand) und leitet daraus eine Meinung über den Zustand und die Aussichten des Unternehmens ab. Um konsistente Ergebnisse zu erzielen, lohnt es sich diesen Vorgang zu formalisieren und z.B. in Checklisten oder feste Investmentkriterien zu gießen.

Gedanklich hilft es dabei, sich stets die Frage zu stellen: Angenommen, ich hätte das Geld dazu — wäre ich dann bereit, nicht nur eine Aktie, sondern gleich das ganze Unternehmen für den derzeitigen Preis zu kaufen? Wir versetzen uns also selbst in die Rolle des Unternehmers, dessen Vermögen entscheidend vom Erfolg der Firma abhängt.

Welche Aspekte des Unternehmens sind noch wichtig?

Einen Unterschied müssen wir zusätzlich beachten: Da wir üblicherweise nur einen kleinen Teil der Aktien kaufen, haben wir natürlich keine Kontrolle über die Entscheidungen des Unternehmens. Eine Betrachtung des Managements ist daher ebenfalls wichtig. Wer sind diese Leute? Haben sie in der Vergangenheit gute Entscheidungen getroffen? Werden sie angemessen bezahlt, und nach vernünftigen Kriterien?

Schließlich muss man das Geschäftsmodell der Firma verstehen. Womit verdient sie ihr Geld? Wie zuverlässig kann man die zukünftige Entwicklung absehen? Welche Entwicklungen könnten das Geschäft der Firma ruinieren? Hier kommen Warren Buffetts „moats“, die Burggräben, ins Spiel. Hat das Geschäftsmodell der Firma einen „eingebauten“ Vorteil, den die Konkurrenz nicht so einfach überwinden kann?

Aus diesen Punkten wird sichtbar: Um Value Investing zu betreiben, sollte man ein Interesse für „Business“ mitbringen und Spaß daran entwickeln, Neues über Wirtschaft, Unternehmen, Investitionen usw. zu lernen. Warren Buffett und Charlie Munger, zwei der bekanntesten Investoren, sind nicht zuletzt auch als wahre Lesemaschinen bekannt.

Was erhoffen wir uns von all diesen Gedankenspielen? Ziel ist es, die Wahrscheinlichkeit einer Fehlinvestition so weit wie möglich zu reduzieren. Immer Recht haben — von dieser Illusion sollte man sich gleich verabschieden. Öfter richtig als falsch liegen. Und wenn falsch, dann nicht furchtbar falsch, da wir nicht überteuert eingekauft haben. Das ist schon eher erreichbar — und damit befolgen wir Warren Buffetts erste Regel des Investierens: „Don’t lose money.“

Fazit

Wer sich für Value Investing betreibt, der lernt: Die Aktie ist nicht nur eine zackelige Linie auf einem Chart, sondern in allererster Linie ein Teil eines Unternehmens, komplett mit eigenem Gewinn und einer schicksalhaften Verbindung zur realen Wirtschaft. Auf diesem Grundsatz baut die Bewertung einer Aktie auf — und auch das Mindset, mit dem man ans Investieren geht. Mit einer Aktie kaufe ich ein Stück Unternehmen.

Keine Anlageberatung — Bitte beachte meinen Disclaimer.

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